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Sicherheit & Recht / Haltung

Das Pferd im eigenen Garten – Wie der Traum wahr werden kann

Inhalt

Vorstellungen vs Realität

Welcher Pferdebesitzer träumt nicht davon? Das Pferd im eigenen Garten direkt am Haus stehen zu haben, es zu sehen, wenn man aus dem Fenster schaut und nur die Stiefel anziehen zu müssen und aus der Haustür zu treten – schon wird man freudig vom geliebten Vierbeiner begrüßt. Ob dieser Traum zur Realität werden kann, hängt von vielen Punkten ab.

Über einige Punkte sollte man sich, unabhängig von der rechtlichen Lage, vorher ausgiebig Gedanken machen.

Wer unterstützt mein Vorhaben?

Zunächst ist da die familiäre Situation. Bin ich der/die einzige Pferdenarr/Pferdenärrin und stehe ohne Unterstützung der Familie da? Dann sollte ein solches Projekt sehr gut überlegt sein. Denn ganz allein wird es schwierig. Die Pferde müssen rund um die Uhr betreut und versorgt werden. Ein mal am Tag dort aufzutauchen, wie man es sonst im Pensionsstall macht, wird meist nicht funktionieren. Denn alle Arbeiten, für die man sonst durch die Einstellgebühr bezahlt, bleiben nun an einem selbst hängen.

Dazu gehören das tägliche Misten und Füttern, die Kontrolle der Anlage und den Tränken, Reparaturen, Organisation des Raufutters und die Mistentsorgung, um nur einige Punkte zu nennen. Wenn da die Unterstützung und Mithilfe der Familie oder anderer Helfer fehlt, kann einem die Arbeit schnell über den Kopf wachsen. Denn das alles muss ja in den meisten Fällen neben dem „normalen“ Job stattfinden. Krankheiten und Urlaub sind da noch nicht eingerechnet!

Und auch wenn es ohne Unterstützung der Familie geht, weil man vielleicht eine gute Stallgemeinschaft mit Freunden hat, so beansprucht die Pferdehaltung doch trotzdem sehr viel Zeit, die dann für die Liebsten fehlt. Ob das zu Problemen führen kann, muss natürlich jeder selbst entscheiden.


Alles in allem sollte man also sehr gut abwägen, ob die Pferdehaltung am eigenen Haus tatsächlich so viele Vorteile mitbringt, oder ob ein Einstellen im Pensionsstall nicht einfacher ist. Aber das ist natürlich eine Entscheidung, die jede/r Pferdebesitzer/in für sich entscheiden und gut abwägen sollte.

Habe ich
…die Zeit?
… die finanziellen Mittel?
… die Unterstützung von Familie und/oder Freunden?
… die körperliche Fitness, alle Arbeiten am Stall täglich selbst zu erledigen?

Manchmal hilft es schon, sich an jemanden zu wenden, der den vermeintlichen Traum bereits lebt. Hier kann man alle Fragen loswerden und erfährt schonungslos auch die Schattenseiten der eigenen Pferdehaltung.

Rechtliches

Hat man über alle oben genannten Punkte reichlich nachgedacht, bleibt immer noch die rechtliche Seite. Ist eine Pferdehaltung auf meinem Grundstück überhaupt möglich?

Um das zu klären, ist es wichtig zu wissen, wie das Gebiet in dem ich lebe deklariert ist. Ist es ein reines Wohngebiet oder eine Gemengelage?
In einem reinen Wohngebiet stehen die Chancen auf eine Großtierhaltung eher schlecht, in aller Regel ist sie dort untersagt. Fraglich ist sowieso, ob in einem reinen Wohngebiet überhaupt der nötige Platz für eine Pferdehaltung ist. Abgesehen davon, entstehen bei einer Pferdehaltung immer auch Geräusche und Gerüche, die nicht bei allen Nachbarn auf Begeisterung stoßen werden.

Die Baugenehmigung

Sind dies alles keine Hindernisse im jeweiligen Einzelfall, geht es dann ans Eingemachte – den Stallbau. Für den Bau einer Stallung ist eine Erlaubnis notwendig, denn in Deutschland und Österreich darf nicht einfach so gebaut werden was gefällt – auch nicht auf dem eigenen Grundstück. Die Entscheidung darüber, ob gebaut werden darf oder nicht, liegt beim Bauamt.

Für den Erhalt einer Baugenehmigung sind vorher einige Dinge zu berücksichtigen. Zunächst muss ein Bauantrag eingereicht werden, der eine Baubeschreibung, eine statistische Erfassung, eine Bauzeichnung, einen Lageplan und den Nachweis der Standsicherheit des Gebäudes beinhalten muss. Also eine Menge Papierkram, der da auf einen zukommt. Ob man all das allein erledigen kann oder man doch fachgerechte Unterstützung braucht, hängt natürlich an den eigenen Fähigkeiten und Kenntnissen. Oft geht es jedoch nicht ohne fachliche Unterstützung. Diese Unterstützung kostet natürlich etwas und darf bei all den Überlegungen nicht vergessen werden. Es gibt doch nichts schlimmeres, als ein falsch kalkuliertes Projekt, das dann doch irgendwann den finanziellen Rahmen sprengt, bevor das Ziel überhaupt in Sicht ist.

Hat man den Bauantrag erfolgreich ausgearbeitet und eingereicht, kann es nun passieren, dass der Bau an gewisse Auflagen gebunden ist. Dazu könnte beispielsweise die Einhaltung bestimmter hygienischer Vorschriften zählen (siehe Tierschutzgesetz), die Verwendung bestimmter Baumaterialien, die Regelungen rund um das Thema Mist und dessen Entsorgung oder sogar das Anpflanzen von Ausgleichsflächen und die Ableitung des Niederschlagswassers.

Wer jetzt noch nicht die Geduld und die Lust an der eigenen Pferdehaltung verloren hat, der meint es wirklich ernst 😉

Wohngebiet oder Gemengelage?

Letztlich hängt es sehr vom Einzelfall ab, ob eine Bau- bzw. Haltungsgenehmigung für Großtiere erteilt wird. Wurden auch vorher schon Großtiere auf dem Grundstück gehalten stehen die Chancen nicht schlecht. Auch wenn das Gebiet kein reines Wohngebiet ist und beispielsweise Bauernhöfe und Industrie in direkter Nachbarschaft angesiedelt sind, hat man oft gute Karten. Dann ist das Gebiet nicht mehr gebietsrein und es handelt es sich um eine sog. Gemengelage, in der oft kein Großtierhalteverbot besteht. Auch Ortsrandlagen haben manchmal Chancen eine Pferdehaltung genehmigt zu bekommen, aber auch das ist keine Garantie und muss bei allen zuständigen Ämtern besprochen und genehmigt werden.

Wo muss ich die Pferdehaltung melden?

Ist eine Baugenehmigung tatsächlich vorhanden (oder es war gar keine nötig, da Stallungen bereits vorhanden sind), darf man nicht vergessen, die geplante Haltung von Pferden auch dem Veterinäramt zu melden. Für die Haltung von Pferden besteht nämlich eine Meldepflicht, der man unbedingt nachgehen sollte. Im Gegensatz zur Baugenehmigung hat man es hier jedoch deutlich leichter. Viele Behörden haben online Formulare, die man sich einfach herunterladen und bequem zuhause ausfüllen kann. Kosten müssen für die Meldung der Großtierhaltung nicht eingerechnet werden, diese Meldungen sind kostenlos.

Neben Bauamt und Veterinäramt möchten außerdem die Gemeinde und das Ordnungsamt über eine geplante Pferdehaltung Bescheid wissen. Und um eventuellen Streitereien oder Missverständnissen vorzubeugen, empfiehlt sich vor allem das persönliche Vorstellen bei der Gemeinde. Je nach Größe des Wohnortes, sind die Mitarbeiter der Gemeinde keine Unbekannten oder sogar vielleicht in der Nachbarschaft angesiedelt. Ein nettes Gespräch bereitet alle Parteien auf die Kommende Pferde-Idylle vor und befördert mit etwas Glück auch noch die eine oder andere helfende Hand hervor.

Fazit

Ein eigenes Pferd will gut überlegt sein und noch mehr Gedanken muss man sich machen, wenn das Pferd dann sogar am eigenen Haus stehen soll. Der Traum vieler Menschen beinhaltet je nach Situation viel Behördenkram, Planung und es müssen ausreichend finanzielle Mittel vorhanden sein. Bevor also mit der aktiven Planung begonnen wird, sollten zunächst alle Randbedingungen geklärt sein. Wohne ich in einem reinen Wohngebiet? Wie ist die Lage im Ort, gibt es andere Großtierhaltungen oder Industrie? Habe ich auf meinem Grundstück überhaupt den nötigen Platz? Sonst ist alle Mühe und Freude umsonst, wenn das Bauamt oder die Gemeinde sofort ihr Veto einlegen.

Quellen:
www.Jura-Forum.de Redaktion 2017
Hoffmann, G. (2009). Orientierungshilfen Reitanlagen- & Stallbau. FN Verlag: Warendorf.