Menü
Haltung / Gesundheit

Bodenbeläge im Pferdestall – Außenbereich

Inhalt

Dein Pferd oder Pony hat das große Los gezogen und darf artgerecht in einem Offen-, Lauf- oder Aktivstall leben? Dann ist der größte Schritt zu einem artgerechten und erfüllten Pferdeleben schon getan. Aber Offenstall ist nicht gleich Offenstall, Aktivstall nicht gleich Aktivstall usw. Worauf du bei der Auswahl deines Pensionsstalls bzw. beim Bau des eigenen Stalls achten solltest, welche Unterschiede es gibt und was unbedingt an Mindestmaß erfüllt sein sollte, klären wir in dieser Reihe zum Thema Stallanlagen & Stallbau auf.

Den Anfang machen wir dabei mit dem Außenbereich und schauen uns an, was er bieten muss und welche Bodenbeläge geeignet sind.

Befestigter Auslauf

Jeder, der schon einmal ein Pferd in einem schlecht befestigten Paddock oder Offenstall gehalten oder versorgt hat kennt das Drama: Im Herbst und Winter verwandelt sich die Auslauffläche zu einem einzigen Matschhaufen. An manchen Stellen kommt man mit nur zwei Beinen vielleicht schon gar nicht mehr voran oder verliert regelmäßig die Gummistiefel.

Das macht weder uns noch den Vierbeinern Spaß und ist ein absolutes no-go. Denn es ist nicht nur lästig, sich durch diese Suppe zu kämpfen, für unsere Pferde hat es mitunter auch gravierende gesundheitliche Folgen. Strahlfäule, Mauke und andere Huf- und Hautkrankheiten sind vorprogrammiert und dabei doch so einfach zu vermeiden. Zudem ist es auf befestigtem Untergrund um ein Vielfaches leichter, den Stall sauber zu halten und die Pferdeäpfel einzusammeln.

Auf Matsch und dreckige Pferdebeine hat niemand Lust.

Das A&O für den Außenbereich ist also ein befestigter Untergrund der Flächen und Wege, die die Pferde häufig benutzen (Fressplätze, Tränken, Ein- und Ausgänge). Diese Flächen sollten zu jeder Jahreszeit matschfrei sein.
Um das zu gewährleisten gibt es nun diverse Möglichkeiten, die sich stark an den bisherigen baulichen Gegebenheiten orientieren, der Lage und Geografie der Stall- und Auslauffläche, dem Ort und dessen Klimaeigenheiten (Berg, Tal, Küste etc.) und nicht zuletzt dem Willen und finanziellen Möglichkeiten der Stallbetreiber.

Solltest du in einem Pensionsstall stehen und bauliche Veränderungen fordern/vorschlagen, die auf taube Ohren stoßen, bleibt dir nur ein Stallwechsel oder weiterhin ein Akzeptieren der Umstände. Du solltest aber immer darauf achten mit deinem Stallbetreiber offen und konstruktiv zu sprechen, denn nicht immer scheitert es am Willen etwas zu ändern, manchmal stehen auch andere Hindernisse im Weg (bauliche Vorschriften und Gesetze, finanzielle Mittel – ein Stall muss auch wirtschaftlich denken und kann nicht von Luft und Liebe leben). Ein offenes, freundliches Gespräch kann dabei oft schon Missverständnisse aus dem Weg räumen und beiden Parteien mehr Verständnis dem anderen gegenüber vermitteln.

Nun aber zurück zum Thema. Um Auslaufflächen ordentlich zu befestigen gibt es inzwischen hunderte Möglichkeiten und Firmen, die in diesem Anliegen unterstützen. Dabei werden oft Kunststoffmatten eingesetzt, die nach fachgerechter Verlegung auf Beton oder aufgeschütteten Untergrund entweder schon fix und fertig zur Verwendung stehen oder noch mit verschiedensten Füllmaterialien aufgefüllt werden, meist Sand oder feiner Kies. Welches Produkt für deinen Stall in Frage kommt, hängt dabei wieder sehr vom bisherigen Untergrund ab. Dabei können dir die Herstellerfirmen weiterhelfen.

In der Regel sollte jeder Aufbau aber wie folgt aussehen: Zunächst ist eine Tragschicht nötig, bei der auf ein optimales Gefälle geachtet werden sollte, um spätere Pfützenbildung zu vermeiden. Dann folgt eine Trennschicht und darauf erst die eigentliche Tretschicht. Genauso sind auch Reitplätze aufgebaut. Der einzige Unterschied ist die oberste Schicht, die im Auslauf meist um einiges fester ist. Neben den schon erwähnten Kunststoffmatten kommen hier außerdem Betonverbundsteinpflaster, Hartbrandziegelpflaster oder Rasengittersteine zum Einsatz.

Wichtig ist bei allen Materialien eine sachgemäße Verlegung, die zum Schluss eine ebenmäßige Oberfläche bietet. Um ein abrutschen und austreten zur Seite hin zu verhindern, kann zusätzlich mit Randsteinen gearbeitet werden.
Eine weitere Möglichkeit ist das betonieren der zu befestigenden Flächen.

Wälz- und Liegeplätze

Sind die Auslaufflächen groß genug, bietet es sich auch an weniger stark befestigte Bereiche einzurichten. Das können zum Beispiel Sandplätze zum Wälzen und Liegen sein. Die Einrichtung solcher Flächen empfiehlt sich jedoch wirklich erst, wenn die Fläche groß genug ist, da diese Plätze sonst meist zu stark verunreinigt werden. Für Wälzplätze ist Sand optimal und wird sehr gut von den Pferden angenommen. Liegeflächen können ebenfalls mit Sand aufgeschüttet werden oder mit speziellen Kunststoffmatten ausgelegt werden, die einen weichen, bettartigen Untergrund bieten. (Achtung bei Kunststoffmatten: nicht alle sind auch für den Außenbereich geeignet!).

Pferde lieben es, sich im Sand zu wälzen.

Beim Anlegen von Wälz- und Liegeplätzen hilft es, sich das Ausscheideverhalten von Pferden nochmals genauer anzusehen. Pferde urinieren sehr ungern auf harten Oberflächen. Sie scheinen das spritzen an Beine und Bauch absolut nicht zu mögen. Deshalb werden auf kleineren Flächen gerne die weicheren Wälz- und Liegeplätze als Toilette „missbraucht“.

Außerdem ist in der freien Natur zu beobachten, dass Pferde es vermeiden in der Nähe ihrer Ausscheidungen zu fressen. Um den Stall optimal sauber zu halten und das abmisten zu erleichtern, sollte also auch dieses Verhalten unbedingt Beachtung finden. Natürlich sind dem ganzen oft durch den vorhandenen Platz Grenzen gesetzt, nach Möglichkeit sollte aber auch ein weicherer „Toiletten-Bereich“ eingerichtet werden, den die Pferde normalerweise gut annehmen.

Wege zwischen den Bereichen

Ist die Anlage groß genug, dass auch tatsächliche Wege zwischen den einzelnen Bereichen und Stationen entstehen bzw. angelegt werden können, können auch diese wunderbar abwechslungsreich gestaltet werden. Das fördert nicht nur die Hufgesundheit sondern schult auch die motorischen Fähigkeiten der Pferde.
Für die Hufgesundheit bietet es sich an, möglichst viele verschiedene Untergründe anzulegen. Hart und glatt gibt es schon auf den befestigten Bereichen, weich und verformbar sind die Wälz- und Liegeplätze.

Nun fehlen noch raue, unebene Untergründe. Dafür eignet sich Schotter in allen Varianten – von grob bis fein. Ein gesunder Huf profitiert auch von scheinbar unwegsamen Untergründen und auch Sehnen und Bänder passen sich an. So verbesserst du ganz nebenbei die Trittsicherheit und reduzierst das Verletzungsrisiko – besseres kannst du deinem pferdigen Kumpel nicht bieten.

Auch Geröll und grobes Gestein eignen sich durchaus als Belag für den Außenbereich.

Die Motorik und Trittsicherheit kann zusätzlich ganz nebenbei geschult werden, indem Teile der Wege durch kleine Hindernisse ergänzt werden. Das können beispielsweise eine Reihe kleinerer Baumstämme und Äste sein, über die die Pferde hinweg steigen müssen. Quasi ein eigenständig ausgeführtes Stangentraining im Paddock.

Fazit

Ein gut durchdachtes Stallkonzept ist ungemein wichtig für das Wohlbefinden und die Gesundheit unserer Vierbeiner. Unabdingbar ist dabei die Planung und gute Umsetzung der verschiedensten Untergründe und Zonen im Außenbereich der Anlage. Von stark befestigten Untergründen auf viel genutzten Flächen, über weiche Zonen zum Ruhen und Wälzen bis hin zu etwas Abenteuer auf unterschiedlichsten Materialien, sollte alles dabei sein. So wird die Haltung den Bedürfnissen der Pferde gerecht, schult zudem die Trittsicherheit und minimiert das Verletzungsrisiko.

Quellen:
Hoffmann, G. (2009). Orientierungshilfen Reitanlagen- & Stallbau. FN Verlag: Warendorf.
Laufstall-Arbeits-Gemeinschaft e.V. (LAG) www.lag-online.de