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Sicherheit & Recht / Haltung

Überschwemmung & Brand im Reitstall – von Prävention und Notfallplänen

Inhalt

Hast du dir schon einmal überlegt, was bei einem Brand im Reitstall passiert? Wenn er überflutet oder durch einen Sturm zerstört wird? Zugegeben, das ist kein angenehmes Thema. Wer aber einmal in einer solchen Situation war weiß, wie hektisch, unübersichtlich und gefährlich es dabei werden kann. Deswegen soll dir dieser Beitrag einen Überblick geben, wie du dich auf Notfallsituationen im Stall vorbereiten kannst und was im Ernstfall zu tun ist.

Vorbereitung

Zuerst solltest du dir überlegen, was deinem Stall prinzipiell gefährlich werden könnte. Dafür wird die Umgebung des Stalls genau geprüft – gibt es Flüsse oder Seen, die übertreten, Bäume, die auf Ställe fallen oder Hänge, die abrutschen könnten? 

Sieh dir dafür nicht nur das Stallgelände, sondern auch das Umfeld genau an (übertretende Flüsse können gerade in flachen Gegenden enorme Flächen überfluten!). Diese Einschätzung wird für jeden Stall anders ausfallen und kann sich mit der Zeit ändern. 

Hast du die größten Gefahrenquellen im Umfeld deines Stalls erst einmal identifiziert, solltest du dir die Worst Case Szenarien ausarbeiten. Sie dienen dir als Startpunkt für alle weiteren Überlegungen. 

Folgende Fragen solltest du dir stellen:

  • Wo sind sichere Sammelplätze und können alle Pferde (und gegebenenfalls andere Hoftiere) dort untergebracht werden? 
  • Wer muss kontaktiert werden? 
  • Wer übernimmt im Ernstfall welche Aufgaben?
  • Wo sind die Fluchtwege und wie verlaufen sie?
  • Wo können verletzte und evakuierte Pferde untergebracht werden?
  • Wovon geht die Gefahr aus und welches Areal würde sie betreffen?
  • Welche Schäden würden entstehen, und wie groß wären sie?
  • Wie viele Pferde wären direkt davon betroffen?
  • Welche Gefahr besteht dabei für Menschen?
  • Mit welchen Folgeschäden wäre zu rechnen?

Die Antworten auf all diese Fragen solltest du dir notieren und daraus einen Notfallplan für deinen Stall anfertigen. Am besten wird dieser verschriftlicht und allen Einstellern, Angestellten usw. ausgehändigt sowie im Stall angeschlagenHIER findest du eine Vorlage dazu.

Allgemeine Maßnahmen

Bevor wir in spezifische Szenarien einsteigen, soll hier kurz auf allgemeine Maßnahmen eingegangen werden, die den Ernstfall vermeiden oder den Umgang damit erleichtern können. 

  • Gefahrenquellen eliminieren
    • Morsche Bäume entfernen, brennbare Stoffe fachgerecht lagern usw.
  • Erste Hilfe-Kurse
    • Regelmäßige Teilnahme an Erste Hilfe-Kursen, sowohl für Menschen als auch für Pferde, helfen, im Notfall richtig reagieren zu können. 
  • Klare Kommunikation
    • Präventionskonzepte sind klar zu kommunizieren. Die Einhaltung der Stallregeln sollte laufend kontrolliert werden.
  • Übungen
    • Die Evakuierung der Tiere sollte regelmäßig geübt werden. Nicht nur um die Abläufe selbst zu verinnerlichen, sondern auch, um eventuelle Schwachstellen im Plan aufzudecken. 
      • Geübt werden sollte wenn möglich auch mit der lokalen Feuerwehr und Nachbarn, die betroffen sein könnten. 
  • Notfallunterbringung klären
    • Möglichkeiten zur vorübergehenden Unterbringung der Tiere vorab klären, z.B. bei benachbarten Ställen, Landwirten etc. 
    • Notfallboxen freihalten bzw. Equipment beschaffen, aus dem schnell provisorische Boxen geschaffen werden können (Panels, Zeltboxen etc.)
  • Halfter und Stricke in Reichweite aufbewahren. 
  • Sammelpunkte und Fluchtwege im Vorfeld bestimmen und an alle Angestellten und Einsteller kommunizieren. 
  • Notfallnummern und Notfallkontakte sichtbar im Stall anschlagen
  • Fluchtwege sowie Zufahrtswege für Notfallfahrzeuge frei halten. 
  • Versicherungen abschließen, um den finanziellen Schaden zu minimieren. 

Nicht unerwähnt bleiben sollte hier auch, dass die Haltungsform massiven Einfluss auf die Gefährlichkeit unterschiedlicher Szenarien hat. In Bewegungs- und Offenställen haben die Tiere (bei fachgerechter Bauweise und Gestaltung) die Möglichkeit, der Gefahr selbstständig ausweichen zu können. Dadurch ergibt sich in der Folge auch ein reduziertes Risiko für Helfer. 

Brände

Ein Brand im Reitstall ist der Albtraum aller Pferde- und Stallbesitzer. Durch die Lagerung vieler brennbarer Materialien (Heu, Stroh, Späne…) können sich Feuer, sind sie erst einmal ausgebrochen, rasend schnell ausbreiten. 

Am „einfachsten“ ist es noch in einem Offen- oder Bewegungsstall. Wenn die Flächen groß genug sind, können die Pferde selbstständig der direkten Gefahr ausweichen. Sehr gefährlich wird es allerdings in Boxenställen. 

Erkennt man den Brand früh genug, sind alle Pferde schnellstmöglich aufzuhalftern und außerhalb der Gefahrenzone sicher zu verwahren. Dieser sichere Bereich kann fürs erste auch ein Reitplatz oder eine Koppel sein, an deren Zäunen die Pferde mit entsprechendem Abstand angebunden werden. Parallel dazu müssen bereits die nötigen Notrufe abgesetzt und erste Maßnahmen zur Brandbekämpfung gesetzt werden. Dazu zählt das Löschen der Brände genauso wie, wenn nötig und möglich, das Anlegen von Brandschneisen

Je nachdem, wie weit ein Brand bereits fortgeschritten ist, kann es allerdings unmöglich werden, die Pferde sicher aus den Boxen zu evakuieren. Panische Pferde lassen sich unter Umständen nicht mehr aufhalftern und stellen eine Gefahr für alle Helfer dar.

Um die Pferde trotzdem aus dem brennenden Gebäuden zu retten, gibt es unter Umständen keine andere Möglichkeit mehr, als sämtliche Boxentüren zu öffnen und die Pferde selbstständig hinaus laufen zu lassen. Um weitere Gefahren zu vermeiden, sollten die Pferde wenn möglich in Richtung größerer Freiflächen gelenkt werden, wie z.B. Reitplätze, Koppeln etc.

Aber Achtung: Das Lenken der Pferde sollte nicht durch Menschen erfolgen, da hier die Gefahr für die Beteiligten zu groß wäre. Wenn Zeit ist, könnten stattdessen Hänger, Traktoren oder ähnliches genutzt werden. 

Leider gibt es immer wieder Fälle, in denen Pferde den bereits brennenden Stall nicht verlassen wollen. Es liegt im Ermessen des Stallbetreibers, wie damit umgegangen werden soll. 

Grafik_Prävention: Brand im Reitstall
Grafik_Prävention: Brand im Reitstall

Spezifische Prävention und Vorbereitung: 

  • Klare Regeln im und um den Stall aufstellen. Rauchen entweder verbieten, oder nur auf ausgewiesenen Plätzen erlauben. 
  • Brennbare Stoffe fachgerecht und getrennt lagern. 
  • Elektrik regelmäßig checken und warten. 
  • Rauchmelder installieren.
  • Alle Türen und Tore sollte nach außen aufschwingen. 

Verhalten im Brandfall:

  1. Situation einschätzen und Ruhe bewahren
  2. Aufgaben verteilen und Notruf absetzen
  3. Pferde evakuieren und parallel dazu Brand löschen oder reduzieren, ev. Brandschneisen anlegen

Hinweis: Gerlinde Hoffmann widmet in dem 2009 von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. herausgegebenen Werk Orientierungshilfen Reitanlagen- & Stallbau ein ganzes Kapitel dem Thema Brandschutz und dem Verhalten im Notfall. Lesenswert für jeden Stallbetreiber!

Überschwemmungen

Überschwemmungen können in jeder Art von Gelände erfolgen und treten meist als Folge von starken Niederschlägen auf. Achtung: Die Niederschläge können auch weiter weg erfolgen und zeitversetzt die Flüsse in Gegenden übertreten lassen, in denen es nicht einmal geregnet hat. 

Meist sind Überschwemmungen (mit Ausnahme von Muhren oder Sturzfluten etc.) weniger gefährlich als Brände, können aber ebenfalls immense Schäden anrichten. Je nach Ausmaß und Auslöser können Tiere verletzt, Gebäude beschädigt, Reithallen und -plätze unbenutzbar und Streu und Futter vernichtet werden. 

Je nach Lage des Stalles müssen die Tiere evakuiert werden. Dies sollte möglichst frühzeitig passieren, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Unterzubringen sind die Pferde auf trockenen, höherliegenden Flächen oder, wenn möglich, in einem benachbarten Stall. Provisorisch können vorübergehend auch Hänger, Reithallen etc. genutzt werden.

Auch wenn Wasser bei Pferden meist keine Panik auslöst, kann sich die Umsiedelung der Pferde durchaus schwierig gestalten. Je nach Wasserstand und Strömung wollen die Pferde eventuell nicht durchs Wasser gehen und lieber in den überfluteten Ställen bleiben. In solchen Fällen kann man mit einem unerschrockenen Pferd vorausgehen, und so den Herdentrieb der Tiere ausnutzen. 

Im besten Fall sinkt der Wasserstand bereits nach kurzer Zeit von selbst, woraufhin man die Schäden abschätzen und entsprechende Maßnahmen setzen sollte. Falls das nicht der Fall ist, können langwierige Arbeiten anstehen, währenddessen die Tiere nicht in den eigenen Stall zurück können. 

Spezifische Prävention und Vorbereitung: 

Weitere Notfälle

Ebenfalls vorbereitet sein sollte man auf Stürme, schwere Verletzungen und Krankheiten. Sturmschäden sind am ehesten durch das Entfernen potentiell gefährlicher Bäume zu vermeiden. Auch Krankheiten und Verletzungen kann bis zu einem gewissen Grad vorgebeugt werden, ihr Auftreten ist jedoch um vieles unvorhersehbarer. 

Daher sollte jeder Stall mit einer „großen“ Stallapotheke ausgestattet sein, die nicht nur Medikamente, sondern auch Verbandsmaterial, Schienen, Material zur Erstversorgung von Hufverletzungen usw. enthält. Am besten lässt man sich dabei vom Tierarzt beraten und besucht, wie oben erwähnt, einen Erste Hilfe Kurs für Pferde. 

Sowohl verletzte als auch kranke Pferde müssen isoliert und sicher untergebracht werden. Dafür müssen entweder Notfallboxen bereitstehen oder schnell welche errichtet werden können. 

Ein Set zur Erstellung provisorischer Boxen sollte ohnehin auf keinem Hof fehlen – denn im Worst Case einer hoch ansteckenden Krankheit müssen die infizierten Tiere mit Sicherheitsabstand zu den anderen untergebracht werden. 

Fazit – Überschwemmung und Brand im Reitstall

Du solltest dir alle möglichen Notfallszenarien sowie die zugehörigen (Sofort-)Maßnahmen 

  • Durchdenken
  • Aufschreiben
  • Vorbereiten
  • Üben und
  • Im Stall anschlagen.

Quellen:

Gerlinde Hoffmann, Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (2009). Orientierungshilfen Reitanlagen- und Stallbau. FN-Verlag.