Menü
Allgemeine Themen

Sleipnir – Das Götterpferd Odins

Inhalt

Wir möchten euch nicht nur mit Fakten rund um den Reitsport bombardieren sondern auch ab und zu mal einen Ausflug in die Welt unserer pferdischen Helden machen. Dafür stellen wir euch immer wieder bekannte Pferde und die dahinter steckende Geschichte vor.
Heute dreht sich alles um die Saga von Sleipnir – dem Götterpferd von Odin. Nordische Mystik und Pferde, das passt doch einfach herrlich zusammen! Wer denkt da nicht sofort an die pfiffigen Isländer, nebelige Landschaften und zerklüftete Küsten mit all den Mythen und Märchen, die sich darum ranken?

So kam Sleipnir auf diese Welt

Die Geschichte entstammt der Edda, einer Überlieferung alter Heldenlieder aus der nordischen Mythologie. Streng genommen gibt es zwei Varianten der Edda, die erste entstand um 1220 n.Chr. und die zweite etwa um 1270 n. Chr., wobei die zweite Variante die deutliche bekanntere ist. Sie enthält eine Sammlung von Liedern unterschiedlichen Alters und wurde auf Island niedergeschrieben.
Behandelt werden in beiden Werken Götter- bzw. Heldenlieder aus der nordischen Mythologie. Dabei dienen Personen aus der Völkerwanderungszeit als historische Grundlage aber auch die nordische Fassung der Nibelungensage.


Unsere Geschichte um Sleipnir beginnt in der Welt der Götter, auch als Asgard bekannt.

Dort bot einst ein Riesenbaumeister den Göttern (auch Asen genannt) an, einen großen Wall um ihre Heimat Asgard zu bauen. Sein Lohn sollte reichlich sein und so forderte er die Sonne, den Mond und die Göttin Freya. Der Feuergott Loki wittert eine Gefahr und warnt die anderen Asen. Diese akzeptieren das Angebot des Baumeisters schließlich nur unter der Bedingung, dass das Bauwerk binnen eines Winters fertig sein muss. Nur dann soll der Baumeister den geforderten Lohn erhalten.

Die Asen waren zufrieden, denn sie rechneten nicht damit, dass der Bau in dieser kurzen Zeit möglich sei. Doch da kommt der Hengst Swadilfari des Baumeisters ins Spiel. Zum Schrecken der Asen war der Hengst ungeheuer stark und zog mühelos riesige Steine herbei. So kam es, dass der Wall um Asgard kurz vor Winterende fast fertig war.


Die Baustelle musste irgendwie verzögert werden und so ersann Loki eine List. Er verwandelte sich in eine Stute und lockte somit den Hengst des Baumeisters Swadilfari von der Baustelle weg. Ohne seinen Hengst konnte der Baumeister die Frist zur Erbauung des Walls nicht einhalten. Er wurde zornig und zeigte sich in seiner wahren Gestalt. Die Asen erkannten nun, dass es sich um einen ihrer Erzfeinde handelte, einen Bergriesen. Daraufhin erschlug ihn Thor mit seinem Hammer Mjölnir.

Sleipnir
Sleipnir – das achtbeinige Pferd Odins

Loki jedoch war von Swadilfari schwanger geworden. Er gebar wenig später ein graues Fohlen mit acht Beinen: Sleipnir. In der Edda wird überliefert, dass dies das beste Pferd bei den Göttern und den Menschen sei.

Der achtbeinige Sleipnir und Odin

Der graue Sleipnir wird schließlich Odins Streitross. Übersetzt heißt Sleipnir „Der Dahingleitende“ und gibt einen Hinweis darauf, dass das Pferd mit seinen acht Beinen zu Land, zu Wasser und gleichermaßen sogar in der Luft dahingleiten kann. Er soll außerdem das schnellste Pferd der Welt sein – klar, mit acht Beinen 😉

Wir finden, das ganze erinnert doch sehr an die Rasse der Isländer mit ihrem typischen 4- bzw. 5-Gang. Ein flotter Tölt oder Pass sieht schwebend und federleicht aus, man könnte die Gänge auch als ein „Dahingleiten“ beschreiben.

Aber Sleipnir war laut der Saga auch ungeheuer stark. Einmal wollte Odin ihn an einem Stein anbinden. Dafür stieß er mit seinem Schwert ein Loch in den Stein und zog den Strick durch dieses Loch, um ihn festzubinden. Sleipnir riss daraufhin den Stein kurzerhand in zwei Teile.

Sleipnir war so kräftig, dass sogar sein Zaumzeug von besonderer Stärke sein musste. Als Odin das Geschirr auf einem Stein ablegt, soll dieser unter dem schieren Gewicht zerbrochen sein.

Doch Sleipnir kann noch mehr. Er ist eine Verbindung zwischen den Welten und mit ihm kann Odin sogar in das Reich der Toten reiten. In der Saga wird dieses Reich auch als Niflheim bezeichnet. In dieser kalten freudlosen Welt wohnt die finstere Todesgöttin Hela.

Odin reitet auf Sleipnir in diese Welt, um herauszufinden, warum sein toter Sohn Balder unter Alpträumen leidet. Durch eine listige Tarnung kann Odin eine Seherin dazu bringen, ihm von Balders Träumen zu erzählen. Er erfährt, wer Balders Mörder ist.
Als Balder stirbt, reitet sein Bruder Hermodhr auf Sleipnir in die Welt der Toten, um ihn von dort zurück zu holen.

Auch die Form der Asbyrgi-Schlucht auf Island ist Sleipnir zu verdanken. Fälschlicherweise wird die Schlucht oft auch als Odins Fußabdruck bezeichnet – eigentlich ist es aber der Abdruck von Sleipnirs Huf. Als Odin eines Tages mit Sleipnir durch die Weiten der kalten Arktis reitet, rutscht dieser kurz aus und landet mit seinem Huf auf Nordisland. So entstand die Hufeisenförmige Schlucht.

Sleipnir wird außerdem Stammvater des Grani, dem Pferd Sigurds, dem Helden aus der Nibelungensage.

Zum Ende der Welt hin – in den nordischen Mythen als Ragnarök bekannt – reitet Odin selbstverständlich auf Sleipnir in die entscheidende Schlacht gegen den Fenriswolf. Odin und Sleipnir überleben diese Schlacht nicht und werden beide von dem riesigen Wolf verschlungen.

Sleipnir in Deutschland

Sleipnir – oder zumindest eine Statue von ihm – könnt ihr heute im Harz in Deutschland bewundern. Dort wurde durch das Stadtgebiet des Örtchens Thale ein einmaliger Wanderweg angelegt, der „Mythenweg“.
In der Gegend dieses Städtchens befand sich in vorchristlicher Zeit ein großes Zivilisationszentrum der Germanen. Man fand dort zahlreiche Fundstücke und auch die Überreste germanischer Bauwerke. Um den Besuchern der Stadt die Mythologie und Religion der Germanen näher zu bringen, wurden entlang des Mythenweges Darstellungen und Skultpuren zu den jeweiligen Geschichten und Ereignissen aufgestellt.

Es wird über das Volk und die Religion der Germanen aufgeklärt, um die sich noch heute so viele Mythen und Halbwahrheiten ranken. Entgegen der landläufigen Meinungen besaßen die Germanen nämlich eine sehr hohe Zivilisationsstufe.

Wenn du also mal Lust auf etwas Kultur hast und mehr über die nordischen Mythen erfahren möchtest, Lohnt sich ein Ausflug nach Thale.

Zusammenfassung

Sleipnir war das Streitross Odins und bekannt für seine Kraft und Schnelligkeit. Mit seinen acht Beinen konnte er mühelos über Land, Wasser und sogar durch die Luft gleiten. Übersetzt bedeutet Sleipnir „Der Dahingleitende“. Der graue Hengst galt als das stärkste und schnellste Pferd aus allen Welten und bestritt gemeinsam mit Odin zahlreiche Abenteuer und Schlachten.
Die Geschichten um Sleipnir und Odin entspringen den nordischen Mythen und Legenden.

Quellen:

Germanische Sagen – Odins Raben, sein Ross Sleipnir und seine Wölfe Geri und Freki

Sleipnir – das dahingleitende Pferd

Sleipnir – Odins achtbeiniges Pferd

Wikipedia – Sleipnir

Der Mythenweg in Thale