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Fütterung

Grundfuttermittel Heu – die 4 Zeichen für gute Qualität

Inhalt

Heu sollte für alle Pferde die Grundlage der Ernährung darstellen. Umso wichtiger ist es, das es eine gute Qualität aufweist! In diesem Artikel erfährst du, was die Heuqualität beeinflusst und wie du sie schnell und effizient beurteilen kannst.

Basiswissen Heu

In diesem Artikel haben wir uns die Basis der Pferdefütterung angesehen und in Grundzügen erläutert, wie und was ein Pferd fressen sollte. Da die reine Weidehaltung in unseren Breiten nur in den wenigsten Fällen tiergerecht umsetzbar ist, bildet Heu stattdessen die Basis der Pferdefütterung.

Es kommt der natürlichen Ernährung der Pferde über Steppengräser am nächsten und versorgt das Pferd – bei guter Qualität – mit dem Großteil der nötigen Energie, sowie Spurenelementen und Mineralstoffen. Heu besteht aus einer Mischung aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen.

Wichtig: Die Heuqualität hat massiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Pferde (Meyer, Coenen, 2002).

Je nachdem, wie das Heu erzeugt wurde und von welchen Flächen es stammt, kann die Qualität und Nährstoffzusammensetzung massiv schwanken. Die Hauptfaktoren hierbei sind

  • Standort und Bodenart (Höhenlagen sind oft kräuterreicher, im Flachland dominieren Gräser, Sandboden vs. Lehm etc.)
  • Pflanzenarten und -vielfalt
  • Düngung (mehr ist nicht gleich mehr! Für Pferde sind eher magere und kräuterreiche Bestände zu bevorzugen),
  • Nutzung (Mähwiesen vs. gemähte Weiden),
  • Erntevorgänge und -technik (Achtung: Verschmutzung durch zu tiefes Mähen),
  • Lagerbedingungen (trocken, gut belüftet)
  • Schnittzeitpunkt und
  • Kontamination (Bender, 2013).

Wenn Heu am Hof produziert oder regelmäßig vom selben Anbieter gekauft wird, sollte idealerweise eine Analyse durchgeführt werden. So kann festgestellt werden, welche Nährstoffe gezielt durch Mineralfutter ergänzt werden müssen. Dabei reicht – wenn keine großen Änderungen in der Bewirtschaftung der Fläche vorgenommen werden – eine „einmalige Analyse (…) zur Schätzung des Spurenelementgehalts in den Folgejahren“ (Kienzle, Möllmann, 2009).

Pferdeheu sollte etwas später geschnitten werden, etwa in der ersten Hälfte der Gräserblüte, und einen Rohfasergehalt von mindestens 20% aufweisen.

Nur durch späten Schnitt ist gewährleistet, dass das zu konservierende Futter genügend Struktur-Rohfaserstoffe enthält, die bei Pferden für lange Kauzeiten sorgen und als Ballaststoffe eine gute Verdauung sicherstellen.

Bender, 2013.

Wird es allerdings zu spät geschnitten und ist bereits verholzt, gelten dieselben Risiken wie bei einer Fütterung mit Stroh. Essentiell ist jedenfalls eine Fachgerechte Werbung und Lagerung – Heu darf erst verfüttert werden, wenn die Fermentation abgeschlossen ist, da „der erhöhte Keimgehalt schwere Verdauungsstörungen und Koliken verursachen kann“ (Meyer, Coenen, 2002).

Heufütterung

Verfüttert werden sollte Heu nach einer Studie von Rochais et al. (2018) am besten aus Slow-Feedern, da so die Nahrungsaufnahme einerseits über einen längeren Zeitraum geschieht als bei einer Fütterung vom Boden, und andererseits weniger Frustrationen erzeugt werden als bei einer Fütterung aus Heunetzen.

Stehen keine Slow-Feeder zur Verfügung, empfehlen wir die Fütterung über zeitgesteuerte Heuraufen (über deren Inhalt ein Heunetz „gelegt“ ist, um den Verlust zu minimieren).

Mengenmäßig werden als Faustregel mindestens 1,5kg pro 100kg Körpergewicht empfohlen. Diese Menge kann bei intensivem Training, Zuchtstuten oder schwerfuttrigen Pferden mitunter deutlich erhöht werden. Allerdings sollte man auch leichtfuttrigen Pferden unbedingt genügend Raufutter zur Verfügung stellen und lieber das Zusatzfutter reduzieren und/oder das Bewegungspensum erhöhen.

Besonders bei mangelhaften Heuqualitäten kann die Staubbelastung für die Pferde enorm sein. Die Staubpartikel gelangen in die Atemwege der Pferde, was zu einer vermehrten Schleimbildung, inflammatorischen Reaktionen bis hin zum Equinen Asthma führen kann.

Bei der Futteraufnahme ist die Staubkonzentration rund um den Kopfbereich des Pferdes bis zu 7x höher „als die Staubgehalte in der Stallluft auf der Stallgasse außerhalb der Box“ (Vervuert, 2018). Auch Tätigkeiten wie Misten und Füttern führen zu stark erhöhten Staubkonzentrationen, weshalb Vervuert in ihrem Paper „Was kann die Fütterung für die Lunge tun?“ empfiehlt, diese Arbeiten nur dann zu erledigen, wenn die Pferde nicht im Stall sind (Link siehe unten in den Quellen).

Um die Staubbelastung zu reduzieren, kann Heu außerdem gewässert oder bedampft werden, wobei das Bedampfen des Heus zu bevorzugen ist, da dabei der Mineralstoffgehalt im Gegensatz zum Wässern erhalten wird. Bei beiden Vorgängen ist eine korrekte Ausführung essentiell, da der Keimgehalt ansonsten sogar noch erhöht werden könnte. Ein reines Anfeuchten oder „gießen“ des Heus ist jedenfalls nicht ausreichend (Vervuert, 2018).

Anmerkung: Auch Einstreu und Kraftfutter (besonders gequetschter Hafer) können die Stallluft stark belasten.

Unsere Empfehlung ist, nur einwandfreies, staubarmes Heu zu verfüttern – und zwar möglichst im Freien, aus überdachten Heuraufen. Die hohe Staub- und Schadstoffbelastung in Ställen ist für uns nur ein weiteres Argument für die Haltung in Offen- und Bewegungsställen.

Unterschiedliche Heuqualitäten

Exkurs: Heuproduktion

Die fachgerechte Heuproduktion ist ein sehr umfangreiches Thema, das wir hier nur in Grundzügen vorstellen können – wir sind aber der Meinung, dass jeder Reiter zumindest die Basics der Heuproduktion kennen sollte.

Grundsätzlich sollte Pferdeheu, wie oben beschrieben, später geschnitten werden als Heu für Rinder. Der Hauptgrund dafür ist, dass Heu aus zu jungen Beständen für Pferde zu Eiweißreich ist und nicht die nötige Struktur aufweist (Rinder sind im Gegensatz zu Pferden Wiederkäuer und kommen daher mit dem feineren, ersten Aufwuchs gut zurecht).

Pro Hektar werden aus ca. 15.000kg Grünfutter 3.000kg Heu. Dafür sollte der Schnittzeitpunkt so gewählt werden, dass möglichst einige regenfreie, sonnige Tage gewährleistet werden können. Die schnellste Trocknung wird erreicht, wenn am ersten Tag im Abstand von etwa 2,5-3 Stunden gewendet wird (Buchgraber, Gindl, 2004).

Verschmutzungen des Heus lassen sich durch den Gehalt an Rohasche nachweisen, der 10% nicht überschreiten sollte. Am ehesten vermeiden lassen sich Verunreinigungen durch folgende Faktoren:

  • Nicht zu tiefes Mähen
  • Regelmäßiges Abschleppen der Flächen
  • Nur trockene Bestände mähen (Achtung: Tau)
  • Gegebenenfalls Kontrolle der Flächen auf Verunreinigungen und Fremdkörper

Erwähnenswert ist außerdem, dass unterschiedliche Pflanzenbestände unterschiedlich schnell trocken und unterschiedliche Arten von Heu erzeugen (Buchgraber, Gindl, 2004).

Nach dem Einbringen sollte das Heu trocken und luftig gelagert werden. Achtung: Zu Beginn kann es zu Hitzeentwicklung kommen.

Staubiges oder schimmelndes Heu darf nie verfüttert werden!

Heuqualität erkennen und beurteilen

Wie erkennt man nun eine gute Heuqualtiät?

Grundsätzlich wird Heu nach 4 Faktoren bewertet:

  1. Geruch
  2. Farbe
  3. Struktur
  4. Verunreinigung

Für die Prüfung und Beurteilung der Qualität nimmt man sich am besten ein Büschel Heu (etwa zwei Hände voll) und prüft es zuerst optisch auf offensichtliche Verfärbungen und Verschmutzungen. Anschließend prüft man die Struktur und das Gefüge des Heus und abschließend steckt man das Gesicht ins Heu und atmet tief ein – ja, das meinen wir ernst 😀 Denn wenn es nicht gut und sauber genug ist für uns, ist es das auch nicht für die Pferde!

Wir legen wirklich allen ans Herz, das Futter der eigenen Pferde immer wieder zu überprüfen. Untersuchungen haben ergeben, dass etwa 50-70% der Proben erhöhte Pilz- und Keimgehalte aufweisen (Vervuert, 2018). Solches Heu eignet sich im Grunde nicht einmal als Einstreu.

1. Geruch

Gutes Heu riecht intensiv, frisch und aromatisch. Bei modrigem, muffeligen oder gar fauligen/schimmeligen Geruch darf das Heu keinesfalls verfüttert werden!

Anmerkung: Das Aroma unterscheidet sich je nach Pflanzenbestand, Standort, Flächennutzung, Düngung, Schnittzeitpunkt und Lagerung (Bender, 2013).

2. Farbe

Gute Heuqualität erkennt man auch an der Farbe. Sie sollte grünlich und „frisch“ sein. Schlechtes Heu ist verfärbt, ausgeblichen, gräulich oder sogar schwarz.

3. Struktur

Blattreiches Heu, in dem auch Knospen und Blüten erhalten sind, ist zu bevorzugen. Es sollte sich trocken anfühlen und griffig (aber nicht hart) sein, ohne Verholzungen aufzuweisen.

4. Verunreinigung

Sämtliche Verunreinigungen sind zu vermeiden. Dazu zählt Staub genauso wie Erde, Sand oder Fremdkörper. Gute Heuqualitäten sind so sauber, dass man bedenkenlos (wie oben beschrieben) die Nase ins Heu stecken und tief einatmen kann.

Fazit – Grundfuttermittel Heu

Heu bildet die Ernährungsgrundlage unserer Pferde. Als solche muss es in hoher Qualität und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Gute Heuqualitäten lassen sich an Geruch, Farbe, Struktur und (fehlenden) Verunreinigungen erkennen.

Quellen:

Bender, Ingolf (2013). Praxishandbuch Pferdeweide. Kosmos.

Buchgraber, Karl, Gindl, Gerhard (2004). Zeitgemäße Grünlandbewirtschaftung. Leopold Stocker Verlag.

C Rochais, S Henry, M Hausberger (2018). Hay-bags” and “Slow feeders”: Testing their impact on horse behaviour and welfare. Applied Animal Behaviour Science. Volume 198, Pages 52-59.

E. Kienzle, F. Möllmann (2009). Spurenelementanalyse in Heu für Pferde – einmal untersuchen, mehrmals schätzen. Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2009; 37(04): 242-246.

Meyer, H. & Coenen, M. (2002). Pferdefütterung. (4. erw. und aktualisierte Auflg.) Berlin: Parey.

Ingrid Vervuert (2018). Heulage und Co.: Was kann die Fütterung für die Lunge tun? pferde spiegel 2018; 21(03): 107-114. Georg Thieme Verlag KG Stuttgart.