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Pferdewirtschaft

Traumjob Pferdefotografie – Interview mit Valerie Oberreiter

Pferde haben auf Menschen schon immer eine ganz eigene Faszination ausgeübt – was gibt es da Schöneres, als ihre Ausstrahlung, Kraft und Individualität auch auf Fotos festzuhalten?

Wir freuen uns sehr, euch in diesem Beitrag nicht nur den Beruf der Pferdefotografie, sondern auch eine ganz wunderbare Fotografin vorstellen zu dürfen! Vielen Dank, liebe Valerie, für dieses Interview 🙂

**Sämtliche Bilder in diesem Beitrag wurden von Valerie zur Verfügung gestellt. Eine private Verwendung ist nicht gestattet. Titelbild von Daniel H.**

Traumjob Pferdefotografie – Interview mit Valerie Oberreiter

Wolltest du schon immer Pferdefotografin werden?

Nein! Ich wusste, bis ich 19 war, gar nicht, dass dieser Beruf „existiert“. Ich wollte prinzipiell schon sehr gerne Fotografin werden, allerdings eher in Richtung Portrait und Mode. Deswegen habe ich mit 13 eine 5-jährige Diplom-Ausbildung zur Fotografin begonnen, wollte mir dann danach aber noch ein zweites Standbein aufbauen und habe deswegen zuerst einige Zeit lang Soziologie und dann Wirtschaftsrecht studiert.

Auf das Genre der Pferdefotografie wurde ich erst aufmerksam, als ich nach der Schule in Island in einem Stall gearbeitet habe (nicht als Fotografin – zum Reiten und Trainieren der Pferde) und die gezüchteten Nachkömmlinge fotografieren sollte. Da habe ich dann mal recherchiert, ob es eigentlich auch Leute gibt, die das hauptberuflich machen.

Warum genau Pferdefotografie?

Ich reite selbst, seit dem ich ungefähr sieben Jahre alt bin. Damals habe ich mir auch immer schon gedacht „Am liebsten möchte ich später irgendwas mit Tieren oder Pferden machen, oder etwas kreatives“. Zusätzlich war ich auch schon als Kind immer schon sehr eigenständig und hatte einen kleinen „Unternehmergeist“ in mir 😛 Somit vereint die Pferdefotografie eigentlich all das, was mir Spaß macht und was ich gut kann – Kontakt mit Tieren, Kreativität und Selbstständigkeit.

Welche Ausbildung hast du?

Ich bin diplomierte Fotografin, dafür habe ich 2015 eine fünfjährige Ausbildung an der Schule „die Graphische“ in Wien abgeschlossen, zusammen mit der Matura. Über künstlerische Schulen kann man sicher lange streiten, und es gibt sicher auch einige negative, aus meiner Sicht sehr berechtigte Aspekte, aber insgesamt habe ich in dieser Zeit extrem viele Einblicke in unterschiedlichste Bereiche bekommen, gelernt und wertvolle Kontakte getroffen.

Welche Leistungen bietest du an?

Mein „täglich Brot“ sind die Pferdefotoshootings, zu 75% für private Kunden. Dazu kommen Fotoshootings im Reitsportbereich für gewerbliche Kunden und Coachings sowie Workshops, in persona als auch online. Ich fotografiere auch immer wieder Hochzeiten, das ist eine wunderbare Abwechslung, die ich sehr genieße. Zwischendurch habe ich auch immer wieder mal „ganz andere Foto-Jobs“, meistens über Werbeagenturen die mich noch aus der Zeit kennen, bevor ich mich auf die Pferdefotografie spezialisiert habe.

Was gehört alles zu deinem Job?

Hui.. so vieles 😀 Ich bin tatsächlich gerade auch auf der Suche nach einem Personal Assistant, weil ich schon langsam an dem Punkt angekommen bin, an dem es schwierig bis unmöglich ist, alles zeitgerecht zu stemmen. Zu meinem Job gehören natürlich die Shootings, Vorbereitung eines Shootings, Kundentelefonate und -mails, Marketing, Social Media Management, Website betreuen, Nachbearbeitung, Kundenakquise, Weiterbildung, Entwicklung neuer Ideen, Weiterentwicklung meines Geschäftsmodells, und und und..

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?

Es ist tatsächlich jeder Tag anders. Aber ein Tag, an dem ich ein Shooting hätte, wäre z.B. typischerweise so: Aufstehen gegen 7.30, Arbeitsbeginn zwischen 8.00 und 8.30. Dann erstmal Nachrichten über sämtliche Kanäle beantworten (Mails, Instagram, SMS, WhatsApp, Facebook…) und meine To-Do-Liste checken. Meistens habe ich dann eine Kunden-Galerie zu erstellen oder Bilder zu bearbeiten, das nimmt dann auch einen riesigen Teil ein.

Dann kümmere ich mich noch um ein tägliches Instagram-Posting, evtl. auch etwas für meine Instagram-Story, muss oft Fotodrucke bestellen oder, wenn ich sie schon bei mir habe, verpacken und zur Post bringen. Oft habe ich auch 1-2 Kundentelefonate. Wenn ich in den nächsten Tagen Shootings habe, checke ich das Wetter und habe noch letzte Rücksprachen mit Kunden bzgl. der „Start-Uhrzeit“ oder noch offenen Fragen. Irgendwann am Nachmittag, im Sommer meistens gegen 16.30, fahre ich dann los zum Shooting.

Am Weg dorthin höre ich mir meistens Podcasts oder Hörbücher an, die mich auf irgendeine unternehmerische Art weiterbilden. Dann wird geshootet, bis die Sonne untergeht. Nach Hause komme ich meistens zwischen 21.00 und 22.00, dann lade ich noch die Kameraakkus auf und schaue, dass ich vor Mitternacht ins Bett komme 🙂

Das klingt jetzt erstmal ziemlich viel, aber ich habe natürlich das wunderbare Glück, mir als Selbstständige meine Arbeit selbst einteilen zu können. Das heißt dass ich oft auch am Vormittag Sport mache, oder am Nachmittag mal eine längere Pause, wenn ich merke dass die Konzentration futsch ist. Aber es ist schon ziemlich zeitintensiv!

Was magst du besonders an deinem Job?

Dass ich so viel mit Pferden und Pferdemenschen zu tun habe. Ich treffe so viele wunderbare Personen und lerne irrsinnig viel – ich schätze die Gespräche, die ich während den Shootings mit meinen Kunden führe, sehr! Auch dass es im Endeffekt bei meinem Job darum geht, anderen möglichst langfristig Freude zu bereiten. Schöner kann’s meiner Meinung nach nicht sein.

Und was natürlich das allerschönste für mich ist, ist wenn ich wunderbare Szenen festhalten darf, diese dann herzeige und merke, dass sie die/den Andere/n wirklich berühren. Manchmal ist dann auch bei dem einen oder anderen Kunden ein Tränchen dabei. Da schmilzt mir echt immer das Herz! So schön!

Was findest du an deinem Job besonders schwierig oder herausfordernd?

Die Arbeitszeiten machen mein privates, soziales Leben recht herausfordernd. Am Wochenende oder Nachmittags/Abends, wenn andere Leute Freizeit haben, bin ich natürlich am Arbeiten. Generell arbeite ich ja auch nicht im Team sondern alleine, also kann es manchmal schon etwas einsam werden. 

Oh, und natürlich auch die „Saisongebundenheit“. Im Sommer müsste mein Monat oft doppelt so viele Tage haben, um alle Anfragen einbringen zu können. Im Winter wollen dann natürlich nicht so viele Personen fotografiert werden. Da muss man schon kreativ werden, um auch in den kalten Monaten seine Miete bezahlen zu können 😀

Welche Eigenschaften, Kenntnisse oder Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man in die Pferdefotografie einsteigen möchte?

Nachdem es ja ganz unterschiedliche FotografInnen-Arten und Ansichten dazu, wie man diesen Beruf auszuüben hat, gibt, kann ich da sicherlich nur sehr subjektiv antworten. Eigenschaften/Kenntnisse/Fähigkeiten, die ich für mich als wichtig erachte, wären: Wissen über Pferde ansich (um z.B. zu wissen, welche Bewegungsphasen schön sind), natürlich fotografisches Technik-Wissen, sowie Empathie, Geduld, Kreativität und Freude an der Arbeit mit Menschen.

Welche Arbeitsmittel benötigst du?

Essentiell für meine Arbeit ist auf jeden Fall mein Laptop, sämtliche Festplatten, meine Kamera und meine Objektive. Ohne Auto wäre es vermutlich auch eher schwierig, nachdem ja viele Ställe öffentlich kaum zu erreichen sind.

Was würdest du jemandem raten, der die Pferdefotografie zum Beruf machen möchte?

Viel zu fotografieren, um Routine zu bekommen und ein Portfolio aufzubauen 🙂

Wenn du nicht Pferdefotografin wärst, was würdest du dann machen?

Was für eine schwierige Frage! Am liebsten wäre ich, abgesehen von der Fotografie, Ärztin geworden. Naturwissenschaften interessieren mich sehr. Soziologie und Wirtschaftsrecht waren allerdings beides auch sehr spannende Studien – schwer zu sagen…

Was war die einprägsamste Situation bisher?

Puh, da könnte ich jetzt viel aufzählen! Aber besonders einprägsam waren für mich natürlich die Shootings, für die ich im Ausland gebucht war. Einmal durfte ich eine Reitgruppe eine Woche lang durch die Highlands Islands mit meiner Kamera begleiten – während ich selbst am Pferd gesessen bin 😀 Für ein anderes Shooting in Portugal bin ich ebenfalls mit der Kundin auf einen Berg geritten, um dort dann im Sonnenuntergang zu shooten, das war auch der Wahnsinn. 

Hast du einen Lieblingstipp für die Pferdefotografie mit dem Smartphone?

Jaaa!!! Eine Pferde-Wieher-App herunter zu laden, um das Pferd dazu zu bekommen, die Ohren zu spitzen. In die Knie gehen, um das Pferd ca auf Brusthöhe zu fotografieren. Und nicht allzu nah an das Pferd ranzugehen, die Handy-Objektive verzerren die Proportionen dann nämlich ganz schön 😀

Möchtest du uns sonst noch etwas mitgeben?

Danke für die spannenden Fragen! Ich kann allen, die gerne einen Einblick in Pferdefotoshootings hätten, nur raten, bei einer Pferdefotografin aus der eigenen Gegend mal nachzufragen, ob man zu einem Shooting mitkommen könnte, um zu assistieren. Und dann nicht schüchtern zu sein, sondern die gemeinsame Zeit wirklich auch nützen, um ganz viele Fragen zu stellen. Dass ich das anfangs nicht gemacht habe, habe ich lange sehr bereut – ich hätte mir sicher viele Fehler erspart 😀

Valerie Oberreiter Pferdefotografie Pferdefotografin

Valerie lebt und arbeitet in Niederösterreich. Für Shootings kommt sie aber ganz schön rum – wenn ihr eines bei ihr buchen möchtet, macht ihr das am besten über ihre Website.

Ihr findet Valerie außerdem auf Instagram, Facebook, LinkedIn und Pinterest.