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Pferdewirtschaft

BWL für pferdehaltende Betriebe – 10 wichtige Kennzahlen und Begriffe

Inhalt

BWL für pferdehaltende Betriebe – das klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas trocken. Allerdings wird das Thema „Wirtschaftlichkeit“ in der Pferdebranche oft immer noch sträflich vernachlässigt.

Vielleicht liegt es daran, dass die Thematik für viele zu abstrakt wirkt oder (fälschlicherweise) davon ausgegangen wird, dass sie für den eigenen Betrieb nicht wichtig ist. Dabei wäre eine Beschäftigung mit bestimmten Kennzahlen und Berechnungen aber sehr hilfreich oder gar notwendig, um den eigenen Betrieb effizienter und gewinnbringender führen zu können.

In diesem Beitrag gehen wir daher auf die wichtigsten (=relevantesten) Definitionen und Kennzahlen ein und erklären diese anschaulich anhand von Beispielberechnungen. Dafür gehen wir davon aus, dass wir einen gepachteten Stall mit 4 Schulpferden, 4 Zuchtstuten und 20 Einstellern betreiben und immer wieder Berittpferde bei uns haben. Für diese Konstellation wird es in einem kommenden Beitrag eine konkrete Berechnung geben, bei der wir uns auf die untenstehenden Begriffe und Kennzahlen beziehen werden.

Fixkosten vs variable Kosten

In jedem Betrieb entstehen Kosten. Allerdings sind diese nicht immer gleich hoch und von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Grundsätzlich unterscheidet man daher Fixkosten und variable Kosten.

Fixkosten sind jene Kosten, die immer und in gleicher Höhe anfallen. In unserem Beispiel wären das zum Beispiel die Pacht für den Stall, Versicherungen für den Betrieb usw. Je mehr Einnahmen wir haben, umso geringer sind im Verhältnis die Fixkosten (sie teilen sich quasi auf die Unterrichtsstunden, Einsteller etc. auf).

Variable Kosten sind Kosten, die sich, wie der Name schon sagt, ändern können. Das heißt, sie erhöhen oder verringern sich je nach Angebot bzw. Menge. In unserem Beispiel könnte das zum Beispiel Futter und Streu für die (Beritt-)Pferde sein: Wenn wir keine Pferde im Stall haben, fallen für sie keine Kosten an.

Ein weiteres Beispiel: Hätten wir einen fix angestellten Reitlehrer, der sein Gehalt unabhängig von den geleisteten Stunden bekommt, würde er zu den Fixkosten zählen. Haben wir aber einen Reitlehrer, der pro Schüler (oder Einheit) bezahlt wird, wären dies variable Kosten.

Umsatz vs Gewinn

Eine weitere wichtige Unterscheidung ist jene zwischen Umsatz und Gewinn. Es mag fast schon zu logisch erscheinen, um näher darauf einzugehen – in der Praxis werden diese beiden Begriffe aber oft so ungenau verwendet, dass wir sie trotzdem kurz erklären möchten.

Der Umsatz entspricht der Summe aller Einnahmen des Betriebes vor Abzug von Ausgaben, Steuern etc.. Er errechnet sich mit der Formel: Menge x Preis =Umsatz

Wenn der Betrieb gewerblich geführt wird (was in unserem Beispiel der Fall wäre), wird vom Gesamtumsatz die Umsatzsteuer (=Mehrwertsteuer) abgezogen.

Zieht man alle weiteren Steuern und Ausgaben ab, erhält man zum Schluss den Gewinn. Würde unser Beispielbetrieb also zum Beispiel etwa € 10.000 im Monat einnehmen (=Umsatz) und für Ausgaben und Steuern etwa € 6.000 wieder ausgeben, blieben zum Schluss € 4.000 über (=Gewinn).

Es gibt verschiedene Arten, den Gewinn zu berechnen – für die Praxis und vor allem für kleinere und mittelgroße Betriebe reicht die hier dargestellte Variante aber vollkommen aus.

Deckungsbeitrag & Break Even Point

Der Deckungsbeitrag entsteht aus der Differenz von Umsatz und variablen Kosten. Hier wird meist der Umsatz nach Umsatzsteuer herangezogen (da die USt. im Grunde ja ein Durchlaufposten ist).

Er errechnet sich also mit der Formel: Umsatz – variable Kosten = Deckungsbeitrag.

Der Deckungsbeitrag ist also jener Betrag, der uns nach Abzug der variablen Kosten noch zur Verfügung steht. In unserem Fall wären das z.B. € 10.000 Umsatz – € 2.000 variable Kosten = € 8.000 Deckungsbeitrag.

Entspricht der Deckungsbeitrag nun den Fixkosten, spricht man vom Break Even Point (auch Break Even Umsatz oder Kostendeckungspunkt). Bei Erreichung des Break Even Points macht man weder Gewinn noch Verlust (da in diesem Fall die Differenz zwischen Umsatz und variablen Kosten genau den Fixkosten entspricht und diese damit gedeckt werden können). Er ist daher eine wichtige Kennzahl für die Preisgestaltung.

Den Break Even Point kann man mit folgender Formel errechnen: Fixkosten/Deckungsbeitrag = Break Even Point.

Ist der Deckungsbeitrag höher als die Fixkosten, erwirtschaftet unser Betrieb einen Gewinn. Ist er allerdings niedriger als die Fixkosten, fahren wir Verluste ein. In diesem Fall müssen wir entweder die Einnahmen erhöhen und/oder die Kosten senken um wieder gewinnbringend wirtschaften zu können.

Deckungsbeiträge können auch mehrstufig berechnet werden, für unsere Zwecke reicht aber die einfache Berechnung.

Liquidität & Cashflow

Die Liquidität entspricht der Zahlungsfähigkeit des Betriebes und damit den frei verfügbaren Zahlungsmitteln. Frei verfügbar deshalb, weil ein Betrieb durchaus „vermögend“ sein kann, wenn er zum Beispiel Grund besitzt. Mit diesem Grund kann er allerdings nichts bezahlen – er zählt daher zwar zum Vermögen, hat aber keinen Einfluss auf die Liquidität. Liquide ist ein Betrieb also dann, wenn er allen (ausstehenden) Zahlungsaufforderungen nachkommen kann (z.B. durch Barzahlung, Banküberweisung etc.).

In engem Zusammenhang mit der Liquidität steht der Cash Flow. Der Cash Flow (= Geldfluss) bezeichnet den Zu- oder Abgang liquider Mittel. Hier zählen nur tatsächliche Einnahmen und Ausgaben – geplante Umsätze etc. dürfen hier nicht dazugezählt werden.

Wichtig ist der Cash Flow vor allem für Betriebe mit (saisonal) schwankendem Einkommen. Je stärker die Schwankungen, umso genauer sollte geplant werden – so wird garantiert, dass trotzdem das ganze Jahr über genügend liquide Mittel vorhanden sind, um allen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

In unserem Beispiel hätten wir durch die Einsteller einen relativ stabilen monatlichen Cashflow. Haben wir keine Halle, so werden die Einnahmen durch Reitunterricht allerdings saisonal schwanken. Berittpferde können wir das ganze Jahr über aufnehmen, sind aber abhängig von der Auftragslage. Die Zuchtstuten bescheren uns (maximal) einmal jährlich größere Einnahmen durch den Verkauf der Nachzucht. Diese könnte bei guter Planung dann verwendet werden, um das „Loch“ im Winter aufzufüllen, in dem wir weniger unterrichten können.

Amortisationszeit

Vereinfacht gesagt beschreibt die Amortisationszeit jenen Zeitraum, in dem eine Investition sich durch aus ihr entstehende Einnahmen selbst abbezahlt.

Die Formel dafür lautet: Anschaffungskosten/durchschnittlicher Gewinn = Amortisationszeit

Kostet uns zum Beispiel ein Schulpferd € 5.000 und erwirtschaftet uns pro Monat etwa € 1.000, würde die Amortisationszeit 5 Monate betragen (Steuern, Ausgaben für das Pferd etc. werden der Einfachheit halber in diesem Beispiel nicht berücksichtigt). Ab dem 6. Monat „rentiert“ sich das Pferd und erwirtschaftet uns Gewinne.

Was eine „gute“ oder „schlechte“ Amortisationszeit ist, hängt stark von der jeweiligen Investition ab und auch davon, was die Alternativen wären. Möchte man zum Beispiel gewisse Arbeitsschritte automatisieren, fallen dafür natürlich Kosten an. Die Alternative wären allerdings laufende Personalkosten, um die gleiche Arbeit zu verrichten. Langfristig gesehen ist die Automatisierung wahrscheinlich günstiger, auch wenn die Amortisationszeit etwas länger ausfällt.

USP

USP steht für Unique Selling Proposition oder Unique Selling Point und wird auch als Alleinstellungsmerkmal bezeichnet.

Durch den USP hebt sich ein Betrieb (Angebot, etc.) von der Konkurrenz ab und verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil. Um den USP eines Betriebes zu finden, sollte man sich also im Detail mit dem Wettbewerb, vor allem aber auch mit den Kundenwünschen auseinandersetzen.

Beispiele für USPs:

  • Anbieten einer in der Umgebung nicht/kaum vorhandenen Haltungsform (z.B. Aktivstall o.ä.)
  • Fokussierung auf seltene Rassen oder besondere Linien in der Pferdezucht
  • Anstellen von besonders guten Reitlehrern oder Bereitern (ev. aus von der direkten Konkurrenz nicht angebotenen Bereichen wie der Akademischen Reitkunst o.ä.)
  • Fokus auf hohe Servicequalität für Einsteller
  • Anbieten von „Goodies“, die es beim Wettbewerb (so) nicht gibt

BWL für pferdehaltende Betriebe – Fazit

Diese Kennzahlen dienen dir als Hilfe, um für deinen Betrieb besser planen und kalkulieren zu können – aber auch als Denkanstoß für eventuelle Verbesserungen. In Kürze veröffentlichen wir eine Beitrag, in dem wir anhand konkreter Berechnungen zeigen, wie du die hier vorgestellten Kennzahlen für dich nutzen kannst.

Quellen:

Domschke, Scholl (2008). Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre. Eine Einführung aus Entscheidungsorientierter Sicht. Springer.