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Haltung / Sicherheit & Recht

Wohin mit dem Pferdemist? Die Krux mit der Verwertung

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Alle Stallbetreiber, ob privat oder gewerblich, stehen unweigerlich vor der Frage: Wohin mit dem Pferdemist? Denn dieser sammelt sich oft schneller an, als so manch einem/einer lieb ist. Und dann muss entschieden werden, wie mit dem Mist umgegangen wird. Denn je nach Art des Betriebs, der vorhandenen Flächen und landesspezifischen, gesetzlichen Regelungen gibt es vielerlei Möglichkeiten, dem Thema Pferdemist zu begegnen.


Vorab möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass die gesetzlichen Regelungen wirklich in jedem Bundesland und natürlich Land unterschiedlich sind bzw. sein können. Ist das Thema Mistentsorgung also gerade akut bei dir, dann kann dir dieser Artikel eine erste Hilfestellung bieten. Informiere dich aber immer zusätzlich bei der zuständigen Behörde, auf was zu achten ist!

Allgemeine Regelungen

In der Lagerung von Pferdemist gibt es einiges zu beachten. Seit 2020 gilt (in Deutschland) zum Beispiel die Regelung, dass der jeweilige Betrieb für den anfallenden Mist von mindestens 2 Monaten eine geeignete Lagerstätte vorweisen muss. In der Praxis ist eine Möglichkeit zur Mistlagerung über 5-6 Monate jedoch meist sogar sinnvoller. Das hängt jedoch stark vom Betrieb ab – seiner Größe, dem Tierbestand, den räumlichen Gegebenheiten, der Weiterverwendung des Mists etc.
Ihr seht also, hier fängt das Drama mit dem Mist schon an!


Die Mistplatte, auf der der Mist gelagert werden soll, muss außerdem auch einige Bedingungen erfüllen. Das Wichtigste: Laut Wasserschutzverordnung darf keinerlei Jauche und Sickerwasser des Mists in das Grundwasser gelangen! Die Mistplatte muss also flüssigkeitsundurchlässig und widerstandsfähig gegen mechanische, thermische und chemische Einwirkungen sein.
Deshalb sind beim Bau der Mistplatte einige Dinge zu beachten. ( Achtung, wenn ihr an der Neuplanung eines Stalls seid: auch der Mistplatz muss Teil des Bauplans sein und vom Bauamt genehmigt werden!)


Die Standortwahl ist der erste Punkt, bevor es überhaupt losgehen kann. Die Mistlagerstätte muss zu privat oder gewerblich genutzten Quellen oder Brunnen, die Trinkwasser führen, einen Abstand von mindestens 50 m haben und zu oberirdischen Gewässern mindestens 20 m.

Die Mistplatte ist weiterhin seitlich einzufassen und gegen das Eindringen von Oberflächenwasser aus dem umliegenden Gelände zu schützen. Deshalb bietet es sich an, die Platte mit einem kleinen Gefälle von etwa 2% in Richtung der Umrandung anzulegen.

Die anfallende Jauche und das Sickerwasser können dann beispielsweise in einer Jauchegrube oder einem Güllebehälter aufgefangen werden.
Ist die Platte wie eine Wanne geformt mit ebenfalls Neigung zur Umrandung hin, kann eine Jauchegrube auch weggelassen werden.
Alternativ kann man die Mistlagerstätte auch überdachen und so das Niederschlagswasser vor Verunreinigung schützen. Auch hier wäre dann keine Jauchegrube nötig. Nachteil dieser Methode: Durch die fehlende Bewässerung geht der Rotteprozess des Mists wesentlich langsamer vonstatten. Eventuell muss dann sogar per Hand bewässert werden.

Die Größe der benötigten Mistplatte richtet sich schlussendlich nach der Anzahl der Tiere, deren Größe und der Art des Mists (Stroheinstreu, Späne, Holzpellets? ). Tabellen für die richtige Berechnung finden sich in der Düngeverordnung.
Und da das nicht alles eh schon kompliziert genug ist, spielt auch die Art des verwendeten Betons eine Rolle. Die Errichtung der Mistplatte sollte also auf jeden Fall ein Fachmann übernehmen, der sich auch wirklich mit dem Thema auskennt!

Mist ist nicht gleich Mist


Weiter geht es mit dem eigentlichen Mist – denn Mist ist nicht gleich Mist! Je nach dem für welchen Zweck er im Anschluss noch verwendet werden soll, spielt nämlich die verwendete Einstreu eine Rolle.
Biogasanlagen haben beispielsweise lieber Pferdemist mit Sägespänen oder Pellets, da das Zerkleinern des Strohs zusätzlichen Aufwand und damit Energie bedeutet. Ähnlich verhält es sich bei der Mistverbrennung (Mehr zum Thema weiter unten).

Gibt man den Mist beispielsweise an Champignonzüchter, darf er wiederum auch Strohanteile enthalten. Ebenso ist es auch Land- und Gartenbaubetrieben meist lieber, wenn eher Stroh als Holzspäneanteile im Mist enthalten sind.

Grundsätzlich muss darauf geachtet werden, dass sich keine ungewünschten Bestandteile im Mist wiederfinden wie beispielsweise Ballenschnüre, Plastikreste von Siloballen oder sonstiger Müll.
Durch das Häckseln von Mist kann der Mist noch kompakter gelagert werden, ist gleichmäßiger und verrottet schneller. Das sehen externe Abnehmer immer gerne. Denn ein Problem in der Verwertung des Pferdemists ist, dass die Qualität nicht immer gleichbleibend ist. Dem kann durch das Häckseln zumindest ein bisschen abgeholfen werden.

Aufpassen muss man auch bei der entstehenden Menge an Mist. In Deutschland muss ab 200t pro Jahr zusätzlich dokumentiert werden, wohin der Mist gebracht wird und wie er eingesetzt wird! Es besteht eine sogenannte Melde- und Aufzeichnungspflicht für Abgeber und Aufnehmer, da Pferdemist als Wirtschaftsdünger gilt.

Die Möglichkeiten der Mistentsorgung

Eigenverwertung auf landwirtschaftlichen Flächen

Generell ist auch Pferdemist, so wie jeder andere Tiermist, ein wertvoller Dünger und Humuslieferant. Deshalb kann man durchaus darüber nachdenken, den Mist auf den eigenen landwirtschaftlichen Flächen auszubringen. Dafür muss es jedoch natürlich ein landwirtschaftlicher Betrieb mit entsprechenden Flächen sein. Gewerbliche Betriebe fallen da im Normalfall schon raus. Außerdem ist es nicht ratsam, den Festmist ohne vorheriges kompostieren direkt auf Flächen auszubringen, die beweidet werden! Denn Pferdemist ist zu sehr mit Parasiten belastet und man schafft sich somit seinen eigenen Teufelskreis. Das direkte Ausbringen von Pferdemist empfiehlt sich also nur auf Flächen ohne Tierbeständen.


Zu beachten ist außerdem, dass das Ausbringen von Festmist gewissen Sperrzeiten unterliegt. Und auch das Wasserschutzgesetz kommt hier wieder zum Tragen. Auf wassergesättigten, überschwemmten, gefrorenen oder schneebedeckten Böden ist das Ausbringen von Festmist verboten. Ein generelles Verbot besteht in der Zeit von 15. Dezember bis 15. Januar. Und auch die Menge an Nitrat aus Wirtschaftsdüngern unterliegt Grenzen: max. 170 kg Nitrat pro Hektar und Jahr dürfen im Betriebsdurchschnitt aus Wirtschaftsdünger kommen.

Abgabe an benachbarte Land- und Gartenbaubetriebe oder Champignonzüchter

Eine weitere, gern genutzte Möglichkeit der Mistverwertung ist die Abgabe an benachbarte Land- und Gartenbaubetriebe oder auch Champignonzüchter. Problematisch ist hier die schon angesprochene Qualität des Mists. Diese soll nach den annehmenden Betrieben natürlich möglichst immer gleich sein. Das kann aber kein pferdehaltender Betrieb garantieren. Durch Häckseln und Bewässern kann man nur versuchen, zumindest die Struktur und Dichte möglichst gleichmäßig zu gestalten. Die enthaltenen Nährstoffe werden sich aber von Lieferung zu Lieferung unterscheiden und müssen eventuell im Labor untersucht werden.


Auch kann es eine gewisse Herausforderung sein, überhaupt einen Betrieb zu finden, der den Mist abnimmt und dafür vielleicht auch noch etwas zahlt. In den letzten Jahren hat es sich leider eingebürgert, dass man als Abgebender eher noch zahlen muss. Dabei ist Pferdemist wirklich wertvoll und sollte zumindest ein wenig Wertschätzung verdienen. Viele Betriebe sind jedoch schon froh, wenn es ein Nullsummenspiel ist und sie den Mist einfach ohne jeweilige Gegenleistung (verlässlich und regelmäßig!) abgeben können.

Kompostierung zur Eigenverwertung oder Verkauf

Eine schöne Möglichkeit der Mistverwertung ist das Kompostieren. Hier wird Pferdemist quasi zur Goldgrube. Pro Pferd und Jahr können so etwa 120 € zusätzlich in die Stallkasse kommen. Allerdings sind die gesetzlichen Auflagen in diesem Bereich so hoch und oft undurchsichtig, dass viele Betriebe sich davor scheuen. Wir versuchen hier einen kleinen Überblick über die wichtigsten Punkte zu geben. Informiere dich aber auf jeden Fall, wie es in deiner Gegend um dieses Thema bestellt ist, bevor du startest!


Kompost ist Mist, der über mehrere Monate gelagert wird und somit einen Prozess durchmacht, der jegliche Fliegen und ihre Brut sowie Larvenstadien von Wurmparasiten durch die entstehende Hitze von bis zu 70 °C vernichtet. Kompost ist also ein sehr hygienisches Material und duftet im Endstadium nach frischem Waldboden. Fertiger Kompost ist wiederum 1A Dünger für jegliche Einsatzgebiete (Feld, Weide, Garten, Balkon …).

Das Problem: Damit Mist zu Kompost werden kann, bedarf es gewachsenem Boden. Eine Betonplatte ist hier also nicht ausreichend. Die Lagerung von Mist an Feldrändern und anderen Außenbereichen ist jedoch eigentlich nur in Ausnahmefällen erlaubt und dann auch nur für maximal 6 Monate (strohreicher Mist 9 Monate). Ein solcher Ausnahmefall besteht eigentlich nur dann, wenn das vorhandene Fetsmistlager überquillt, weil die Witterung eine Ausbringung nicht zulässt oder nachgewiesen werden kann, dass gerade ein neues Lager gebaut wird. Und auch dann müssen die gesetzlichen Regelungen zum Wasserschutz beachtet werden (Abstände zu Gewässern und Brunnen müssen eingehalten werden).


Eine andere Möglichkeit ist die Kompostierung auf dem Hof. Hierfür müssen die Mistlager jedoch grundsätzlich großzügiger geplant werden. Denn bis zur kompletten Kompostierung dauert es etwa 24 Monate! In der Praxis hat sich zum Beispiel folgende Taktik bewährt:
Auf die Betonplatte kann eine etwa 30 cm dicke Lehmschicht aufgebracht werden, darauf dann Rasengitter oder Holzplatten legen. Zuschlagstoffe wie Tonmineralien (Bentonit 1−2 kg/m²) oder Algenkalk (2−3 kg/m²) sind zusätzliche Garanten für guten Kompost auf dem eigenen Hof.

Und so sieht der Prozess der Kompostierung aus:

1. Phase: Heißphase
Hier erreicht der Mist bis zu 70 °C und muss regelmäßig gewässert und gelüftet/umgesetzt werden, da die Kompostierung ein aerober Vorgang ist. Wird immer nur neuer Mist oben drauf geschmissen, kann der Prozess nicht richtig stattfinden und es fängt an zu Gären. Die richtige Anordnung der Mistmieten ist daher wichtig (etwa 1,5 m bis 2,5 m breit und maximal 2m hoch). Diese Phase ist wichtig für die spätere Hygiene. Hier werden nun alle unerwünschten Parasiten vernichtet und je länger diese Phase dauert, desto besser. In dieser Phase sind vor allem Bakterien aktiv.

2. Phase: Abbauphase
In dieser Phase treten nun Algen, Pilze und Urtierchen in Aktion. Der Kompost ist nun nur noch etwa 35-45 °C warm. In dieser Phase wird der Mist zersetzt und es kann schon dunkelbrauner bis schwarzer Mist entstehen. Oft wird in dieser Phase der Mist schon ausgebracht, jedoch ist das noch viel zu früh! Auf Ackerflächen ist das noch annehmbar, aber auf Wiesen und Weiden hat der Mist in diesem Zustand noch nichts zu suchen, da er mehr schadet als nützt. Für Wiesen und Weiden sollte es nur absolut reife Komposterde sein.

3. Phase: Umbauphase
Diese Phase ist von sichtbaren Tierchen geprägt, wie Springschwänzen, Milben und dem König der Umbauphase, dem Kompostwurm. Diese Tierchen bilden ab Ende der Umbauphase die stabilen Ton-Humus-Komplexe. Die Würmer kommen in der Regel von allein, wenn die Nahrungsbedingungen stimmen. Um das zu garantieren kann wie oben angesprochen Bentonit und Algenkalk eingebracht werden. Diese sollten jedoch schon von Beginn an im Mist enthalten sein!
Wimmelt es im Haufen noch von Würmern, braucht es noch Zeit bis zum fertigen Kompost. Erst wenn die Würmer den Haufen verlassen haben, ist die Phase abgeschlossen.

4. Phase: Humusaufbauphase
Jetzt sollte der Kompost nicht mehr umgesetzt werden. Nach etwa 18-24 Monaten ist herrlich duftender walderdeähnlicher Kompost entstanden.

Kreislauf der Kompostierung

Der Kompost kann nun auf den eigenen Flächen verwendet oder verkauft werden. Ein Verkauf ist jedoch in den meisten Fällen nur in kleinen Mengen erlaubt, beispielsweise an Privatleute für den Garten und ähnliches. Auch hier lohnt es sich, sich über die jeweilig geltenden gesetzlichen Regelungen zu informieren.

Energetische Nutzung

Abschließend bleibt noch die energetische Nutzung des Mists in Biogasanlagen oder der Mistverbrennung.
Biogasanlagen nehmen inzwischen auch Pferdemist an, müssen dafür aber auch entsprechend ausgerüstet sein. Denn mit Pferdemist haben diese Anlagen im Gegensatz zur flüssigen Gülle so ihre Probleme. Der Mist muss durch Förderschnecken in die Anlage gebracht werden und bedarf je nach Strohanteil einer vorherigen mechanischen Zerkleinerung, damit sich mit den Feststoffen keine Schwimmschicht bildet. Der vorherige Aufwand ist also etwas höher und Pferdemist somit nicht ganz so beliebt wie die einfacher zu verarbeitende Gülle. Da der Prozess in Biogasanlagen über Gärung funktioniert ist außerdem ein Pferdemist mit hölzernen Komponenten (Sägespäne, Pellets etc.) nicht erwünscht, da diese nicht vergoren werden können.

In weiten Teilen der Welt wird Tiermist außerdem als wichtige Energiequelle genutzt und getrocknet direkt zum Kochen und Heizen verwendet. Im großen Stil ist das Verbrennen von Mist bei uns jedoch bislang nicht verbreitet, da hier hohe Investitionskosten anstehen und rechtliche und technische Probleme in der Praxis im Weg stehen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Wärmerückgewinnung aus dem Mist. Aber auch diese Methode findet noch keinen großen Anklang. Dabei ist in diesem Bereich durchaus Potential, wie erste Forschungen ergeben haben. Denk nur an die immensen Temperaturen, die beim Kompostieren entstehen. Man darf gespannt sein, was sich in diesem Bereich in den nächsten Jahren noch entwickeln wird.

Fazit

Unsere geliebten großen Vierbeiner produzieren leider eine Menge Mist in ihrem langen Leben. Über die Verwendung, Verarbeitung und/oder Entsorgung des Mists sollte man sich deshalb genaue Gedanken machen und jede Möglichkeit sorgfältig abwägen. Denn Mist kann nicht nur eine Belastung sondern auch eine Chance darstellen und tatsächlich Geld einbringen. Sorgfältige Planung ist dabei wie in jedem anderen Teil des Betriebs das A und O.

Quellen:

Badische Bauernzeitung: Wie soll man mit dem Pferdemist umgehen?

Pferdemistkompost: Volumenreduzierung beim frischen Pferdemist

agrarheute.com – Düngeverordnung: Darauf müssen sich Pferdehalter einstellen

harms-pferdeprofis.de – Pferdemist richtig lagern laut Düngeverordnung

20. Ludwigsburger Pferdetag BaWü: Verwertungswege für Pferdemist unter
Einhaltung der rechtlichen Vorgabe

bauernblatt.com – Mit Pferdemist heizen

Hoffman, G. (2009). Orientierungshilfen Reitanlagen- & Stallbau. Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V.: Warendorf.

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